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Märchenwelt Hundeerziehung – „Raum einnehmen“ oder einschüchtern?

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Ein Hund sitzt auf der Rückbank eines Autos und bellt. Er sitzt dort immer, wenn er mitgenommen wird. Und bellt dann ständig. Warum er bellt, ist den Besitzern nicht bekannt. Ein Hundetrainer kommt und soll das Problem beheben.   Er setzt sich während der Fahrt neben den Hund. Als der Hund bellt, rückt der Mann immer näher an den Hund. Verdutzt wird der Hund ruhiger, bellt aber nach einer Gewöhnungsphase weiter. Daraufhin rückt der Mann weiter, so weit, bis der Hund praktisch zwischen ihm und der Autotür eingeklemmt ist. Das Bellen verstummt. Wenn der Mann wegrückt, bellt der Hund wieder. Also wird er wieder eingequetscht. Das Ganze wiederholt sich einige Male, bis der Hund für längere Zeit still ist. Unsicherer Hund wegen „freiem Raum“ Die Erklärung des Hundetrainers für den (scheinbar) schnellen Erfolg: Das ist ein Hund, der keinen Raum haben darf. Bei zu viel Raum fühlt sich der Hund unsicher und bellt deswegen. Wenn ich ihm den Raum nehme, fühlt er sich sic

Einfach nur sein – die verlorene Fähigkeit…

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Als ich vor einiger Zeit in Tansania war, besuchte ich auch Stämme der Massai, einem halbnomadischen Volk von Hirten. Bei den Massai erledigen in den Siedlungen die Frauen so gut wie alle Aufgaben, vom Hüttenbau bis zur Nahrungszubereitung usw. Die Hauptaufgabe der Männer ist es, ihre Nutztiere, Rinder und Ziegen, tagsüber auf die Weidgründe und zu Wasserstellen zu führen. Viele Stunden sind die Massaimänner dabei oft mit sich, ihren Gedanken und den Tieren allein, weil sie auch nicht dicht beieinander stehen – um den bestmöglichen Überblick zu behalten. Immerhin sind die Weidegründe ihrer Rinder oft in oder in der Nähe von Nationalparks, wo durchaus auch mal das ein oder andere Raubtier vorbeischaut. Die Männer sind aber, wie sie mir mitteilten, dabei nicht zu 100% aufmerksam – sie reagieren eigentlich nur, wenn ihre Hunde reagieren. Die meiste Zeit des Tages sind diese Männer anscheinend wirklich mit sich allein, stehen oder sitzen auf einem Stein, um in die Gegend zu „gucken“. Was

Bei Aggressivität zuerst zum Trainer?

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Heute Morgen bin ich aufgewacht und hatte plötzlich starke Schmerzen im Ellbogen, er war dick und kaum beweglich. Daraufhin bin ich in mein Fitnessstudio gegangen und habe den dortigen Trainer um Rat gefragt… „Was für ein Quatsch“, denken jetzt sicher viele. Bei sowas geht man zuerst zum Arzt und nicht zu einem Fitnesstrainer. Der sich zwar mit dem Bewegungsapparat auskennt, aber gesundheitliche Probleme nicht in der Form diagnostizieren und behandeln kann und darf, wie ein Arzt. Jeder halbwegs vernünftig denkende Mensch geht also zunächst zum Arzt, wenn er gesundheitliche Probleme hat und nicht zu einem Fitnesstrainer. Wenn es irgendwo schmerzt, kann Hund schonmal  genervt überreagieren. (c) fotolia Wenn ein Hund allerdings plötzlich gesteigert aggressiv wird, gehen die meisten Hundehalter zuerst zum Hundetrainer und nicht zum Tierarzt. Meine persönliche, berufliche Statistik zeigt aber, dass in über 65% der Fälle von plötzlicher, übersteigerter Aggressivitä

(Hunde) Lebenszeit zu wertvoll für Internetdauerdiskussionen...

Schon mit einigen Hunden durfte ich bisher zusammenleben. Und ich kann mich bei allen noch gut daran erinnern, wie und wann sie in mein Leben getreten sind. Und leider kann ich mich auch daran erinnern, wie sie mein Leben und auch ihres irgendwann verlassen mussten. Ein Hundeleben ist nicht übermäßig lang. Daher habe ich gelernt, jede Sekunde mit meinen Hunden zu genießen. Ich setze mich zwar gerne für alle Hunde ein, bin immer bereit, mein Wissen zu erweitern und zu teilen. ... Es gibt aber Hundehalter, die nehmen ihren Hund, ihre Eigenschaft als Hundehalter(in) zum Anlass, sich in Internetplattformen stunden- und tagelang darüber zu streiten, welche Ernährung, welche „Erziehungsmethode“, welche Leinenfarbe die einzig wahre ist. Es wird über Hunde gestritten, über andere Hundehalter gelästert. Mit einem riesigen Zeitaufwand. Anstatt für sich und seine Hunde selbst aus der Informationsflut herauszufinden, was individuell das Beste ist, wird in Internetdiskussionen versucht, die eigene

Kleinhunde kann man nicht erziehen?

Wenn ich gefragt werde, was man speziell bei der Erziehung von Kleinhunden beachten sollte, stellt sich mir immer die grundsätzliche Frage, was überhaupt Erziehung bedeutet. Im Grunde ist Erziehung ja ein Begriff, der ursprünglich im menschlichen Kontext gesehen werden muss. Erziehung kann man als Oberbegriff für die soziologische und psychologische Anpassung eines Menschen an eine komplexe Kultur beschreiben. Schon bei der Betrachtung des Erziehungsbegriffs stellt sich daher die Frage, ob dieser heute auch im Umgang mit Hunden inflationär eingesetzte Begriff dort als korrekt bezeichnet werden kann. Regeln oder Erziehung? Sicher lernen Hunde gewisse Regeln im sozialen Umgang mit ihren Partnern – denen der eigenen Art, aber auch im Umgang mit artfremden Individuen, z. B. dem Menschen. Das ist ihrer überaus stark ausgeprägten Fähigkeit der Anpassung geschuldet. Ob man Hunde allerdings in das moralisch kulturelle Gesamtgefüge einer komplexen menschlichen Kultur