„Billigwelpen“ - wissen Menschen eigentlich, was dahintersteckt?

In erster Linie beschäftige ich mich in diesem Blog mit Themen, die mit der Hundeerziehung oder dem Umgang mit dem Lebewesen Hund an sich zu tun haben. Ich möchte erreichen, dass Menschen, die aus den unterschiedlichsten Gründen mit Hunden arbeiten oder auch zusammenleben, viele Dinge differenzierter betrachten und möchte bezüglich des Umgangs mit dem Hund zum Nachdenken anregen. Bei dem Thema, das ich heute ansprechen möchte, bin ich mir eigentlich sehr sicher, dass die Leser dieses Blogs da weitgehend mit mir übereinstimmen. Weil die Leserschaft sich hauptsächlich aus Hundehaltern und Hundetrainern zusammensetzt, die grundsätzlich gut informiert sind, wenn auch manchmal unterschiedlicher Meinung in konkreten Fragen. Billigwelpen werden die informierten Leser dieses Blogs nicht befürworten, da bin ich mir sicher. Aber leider gibt es sehr viele Menschen, die mit dem Gedanken spielen sich einen Hund zuzulegen und nicht so gut informiert sind. Gerade die möchte dieser Artikel aber erreichen. Ich zähle daher auf alle Stammleser, dass sie bei der Verteilung mithelfen…
Gestresste Welpen und Mütter
An dieser Stelle möchte ich einige Worte zu Rassewelpen verlieren, die man für wenige hundert Euro (manchmal noch weniger) erwerben kann. In vielen Fällen werden diese Welpen in Großzuchtstätten geboren, die in Ländern liegen, die, drücken wir es vorsichtig aus, ein anderes Verhältnis zum Hund haben als wir in Mitteleuropa. Die Welpen werden dort als Ware, als Produkt angesehen, welches einen wirtschaftlichen Profit verspricht. So kommt es vor, dass Welpen in regelrechten „Produktionsstätten“ auf die Welt gebracht werden. Vielfach genügen diese Orte nicht einmal einfachsten, den Tieren wenigstens im Ansatz gerecht werdenden Standards. Mutterhunde werden als Gebährmaschinen missbraucht und werden bei jeder Läufigkeit belegt – was die Körper unglaublich belastet. Hündinnen sind körperlich von Natur aus eigentlich nur einmal jährlich in der Lage Nachwuchs auf die Welt zu bringen, ohne selbst Schaden zu nehmen. Auch wenn sie, dank der Selektion durch Menschen, meist zweimal im Jahr empfängnisbereit sind. Zusätzlich zur körperlichen Überbelastung kommt, dass die Tiere in Zwingeranlagen eingepfercht sind, fast nie an die Luft kommen oder irgendeinen anderen, lebensnotwendigen Reiz bekommen. Die Mutterhündinnen vegetieren vor sich hin, ohne wichtige Elemente des Lebens, die Glück und Wohlbefinden hervorrufen. Stresshormone sind ständig im Körper, aber entgegenwirkende Stoffe der körpereigenen Biochemie können dank fehlender Stimulanz nicht gebildet werden. Die Muttertiere in diesen Massenzuchtstätten unterliegen also einem starken Stress. Einem Stress, dem letztlich auch die ungeborenen Welpen schon im Mutterleib ausgesetzt sind, weil Kreisläufe und Biochemie direkt miteinander verwoben sind. So kommen diese kleinen Lebewesen schon mit einem biochemischen Ungleichgewicht auf die Welt – dauerhafte Stressanfälligkeit und sehr viel Angst und Unsicherheit im gesamten späteren Leben sind meist die unausweichliche Folge. Zudem ist die Mutter auch vom Immunsystem her geschwächt, die Neugeborenen also auch. Krankheiten und Keime haben bei diesen schwachen Organismen eine größere Chance Fuß zu fassen und sich auszubreiten.
Viel zu früh der Mutter entrissen
 Und als wenn das noch nicht genug wäre, werden die Welpen dann noch ihrer Mutter entrissen und mit 4 oder 5 Wochen auf dem Markt verkauft. Die kleinen Lebewesen sind aber noch garnicht in der Lage, ohne Ihre Mutter zu existieren, ihr kleines Gehirn kann noch nicht mit den vielen Eindrücken umgehen, die plötzlich, außerhalb ihres dunklen Verschlags, plötzlich auf sie einstürzen. Redende Menschen, Gezerre und unglaublich viele Außenreize. Und das alles ohne ihre Mutter, ihre einzige Konstante in dem jungen Leben, die zwar auch schwach und gestresst war, aber trotzdem wenigstens beruhigend auf die Welpen einwirken konnte. Die Welpen werden so in der normalen Entwicklung ihres Gehirns gehemmt, sie sind erneut stark gestresst – so stark, dass ihr Körper nicht in der Lage ist, sich anzupassen. Starker Stress schwächt das ohnehin angeschlagene Immunsystem noch mehr, Krankheiten haben noch leichteres Spiel. Was mit diesen Welpen aus diesen Massenzuchtstätten passiert ist furchtbar und der menschlichen Gesellschaft eigentlich unwürdig. Aber leider Realität. Diese Welpen werden dann, oft illegal, nach Mitteleuropa gebracht und dort billigst verkauft. Manchmal auf „Tiermärkten“ aus dem Kofferraum heraus, oft erreichen die Händler ihre Kunden auch über das Internet oder tun so, als wären die Welpen auf irgendeinem Bauernhof geboren worden. Der ganze Handel mit Welpen ist organisiert und ein ganz perfides Unterfangen. Ein Teil der Welpen aus solchen Quellen stirbt schon kurze Zeit, nachdem sie bei ihren neuen Besitzern sind. Diejenigen, die überleben, sind fast immer und ihr Leben lang mit vielen Problemen behaftet. Physisch und psychisch…
Schuld der Käufer?
Dabei wäre es wirklich ganz einfach, dieses Welpenelend zu beenden. Schlicht, indem niemand mehr einen solchen Welpen kauft. Das ganze System, alles was den Welpen, ihren Müttern - allen daran beteiligten Hunden angetan wird, wird nur dadurch ermöglicht, dass in Deutschland Menschen dazu bereit sind, Welpen für „kleines Geld“ zu erwerben.
Dies soll keinesfalls ein pauschaler Angriff auf Welpenerwerber sein, die aus Unwissenheit einen solchen Welpen bei sich aufgenommen haben. Aber wer dies gelesen hat, weiß etwas mehr und sollte dies bei jedem zukünftigen Hundewunsch berücksichtigen.
Aber es ist nun einmal so, dass letztlich der Markt für billige Welpen vom Käufer bestimmt wird. Gäbe es keine Käufer, gäbe es keine Massenzuchtstätten und keine leidenden Welpen. Darum meine bitte an alle die, die sich mit dem Gedanken beschäftigen, einen Welpen zu erwerben. Im Interesse der kleinen, unschuldigen Lebewesen – machen Sie einen großen Bogen um Angebote von Billigwelpen. Für jeden Verkauften Hund werden mehrere nachgezüchtet – alles kleine Individuen, die entsetzlich leiden. Nachgezüchtet wird übrigens auch, wenn man einen dieser Welpen aus Mitleid erwirbt. Gesetze der Marktwirtschaft – Absatz fördert Produktion. Auch wenn die Worte „Absatz und Produktion“ in diesem Zusammenhang nicht wirklich schön sind…
Wenn Sie sich also einen Hund zulegen möchten, erkundigen Sie sich doch bei einem Tierschutzverein. Oder, wenn es denn unbedingt ein Welpe sein soll, suchen Sie sich einen Züchter aus, der transparent und überprüfbar züchtet, sowie den Welpen einen optimalen Start ins Leben ermöglicht.
Tierschutzhunde und seriöse Züchter
An dieser Stelle möchte ich gern erwähnen, dass ich persönlich immer Hunde aus dem Tierschutz bei mir aufnehme, es aber auch Züchter geben muss – wenn auch in einem ganz anderen Umfang als heute Realität ist. Welpen und Nachwuchs muss es natürlich geben, andernfalls würden Hunde schlicht aussterben. Es ist zudem ein Bedarf an Welpen da, ca. 500.000 wechseln jedes Jahr in Deutschland den Besitzer – und leider viel zu viele davon aus den angesprochenen Massenzuchten mit all dem Elend. Es wäre daher ein Fortschritt, wenn die Welpenkäufer auf seriöse Züchter zurückgreifen würden. Die gibt es natürlich und ich kenne persönlich einige, die nicht an den Profit denken, sondern aus Engagement und der Liebe zum Tier und auch zu einer speziellen Rasse, sehr viel Energie und Freude in kleine Zuchten stecken. Was ein seriöser Züchter ist, darauf werde ich in einem späteren Artikel in diesem Blog noch eingehen. Hier kann man aber schon feststellen, dass ein seriöser Züchter einen Hund nicht für einen „Discountpreis“ anbieten kann. Gute Ernährung, medizinische Versorgung und Vorsorge sowie die Zeit, Welpen behutsam auf das Leben vorzubereiten, aber auch ein tiergerechtes Umfeld haben ihren Preis. Wenn ich also einen Welpen suche, der bestmöglichst ins Leben gestartet ist, dann kann und darf ich keinen Billigwelpen zu mir holen. Zum einen werde ich mit einem solchen Welpen viele Probleme bekommen, die letztlich mehr Kosten verursachen, als ich am „Kaufpreis gespart“ habe. Zum anderen verursache ich mit dem Erwerb eines solchen Welpen unglaubliches Leid, weil es immer weitergeht und immer mehr arme Lebewesen „produziert“ werden.
Sumpf der Tierquälerei trockenlegen
Es gibt viele Wege, wie ein Hund seinen Weg zu uns Menschen findet. Wie erwähnt durch Tierschutzorganisationen (dazu gehören natürlich auch Tierheime) oder seriöse und transparente Züchter. Auf keinen Fall dürfen wir als verantwortungsbewusste Menschen aber diese „Züchter“ und Händler unterstützen, die nur an den Profit denken und das Lebewesen Hund als Ware betrachten. Deren Markt, dieser Sumpf aus Tierquälerei, muss trockengelegt werden. Das kann nur erreicht werden, indem ihre „Ware“ keinen Käufer mehr findet…
Sicher, bei mir steckt hier sicher mehr der Wunsch hinter dem Gedanken. Aber vielleicht kann ich hiermit ja den ein oder anderen potentiellen Welpenkäufer dazu bewegen, mit der Trockenlegung des Sumpfes zu beginnen.

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